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Brauchen Hunde eine harte Hand?

Aversive Methoden hemmen den Hund. Das unerwünschte Verhalten wird unterdrückt. Klingt doch ganz gut – oder etwa nicht? Auf Social Media sieht man sie immer wieder: Videos von Hunden, die durch Einschüchterung, körperliche Strafen und sogenannte Raumverwaltung gehemmt werden. Diese Ansätze wirken auf den ersten Blick beeindruckend – der Hund hört augenblicklich auf, etwas «Falsches» zu tun. Doch was diese Videos verschweigen, sind die langfristigen Folgen.


Besonders problematisch: In der Schweiz ist Hundetrainer*in keine geschützte Berufsbezeichnung. Jeder kann sich so nennen, unabhängig von Ausbildung oder Fachwissen. Das führt dazu, dass Menschen in Hundeschulen landen, die auf veraltete, wissenschaftlich widerlegte Theorien setzen. Die Auswirkungen sind nicht nur für den Hund belastend, sondern oft auch gefährlich.




Was sind aversive Methoden?

Aversive Methoden basieren darauf, dem Hund einen unangenehmen Reiz zuzufügen. Beispiele sind:

  • Schreckreize (Wasserflasche, Wurf-Discs etc.)

  • Einschüchterung (Anbrüllen, Erzeugen von lauten Geräuschen etc.)

  • Physische Strafen (Schnauzengriff, Kneifen, Leinenruck etc.)


Diese Methoden hemmen den Hund. Das unerwünschte Verhalten wird unterdrückt. Doch das wirkt nur gegen Symptome. Die eigentliche Ursache und vor allem der Stress des Hundes bleiben. Der Stresspegel steigt sogar an (1). Der Einsatz solcher Methoden kann weitreichende Folgen haben.



Die Risiken aversiver Methoden

Erhöhter Stresspegel

Hunde, die aversiven Methoden ausgesetzt sind, entwickeln häufig chronischen Stress. Eine Studie der Universität Porto zeigte 2019, dass solche Hunde erhöhte Cortisolwerte haben und öfter Stresssignale wie Züngeln, Gähnen und Anspannung zeigen (1). Stress beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden, sondern kann auch gesundheitliche Probleme verursachen (2).


Aggression als Folge

Aversive Methoden bergen ein ernsthaftes Risiko für aggressives Verhalten (3). Hunde, die Schmerzen oder Angst erfahren, versuchen natürlich sich davor zu schützen. Je nach Hund kann das zu Schnappen, Beissen oder anderen Abwehrreaktionen führen.


Bestrafung bei bestimmten Auslösern schafft weitere Probleme. Hunde lernen kontextbezogen. Wird zum Beispiel Wasser als Schreckreiz bei Hundebegegnungen eingesetzt, merken sie schnell: Es wird immer unangenehm, wenn andere Hunde in der Nähe sind. Dadurch verstärken sich negative Emotionen fremden Hunden gegenüber. Das Verhalten wird unterdrückt, doch der innere Stress nimmt zu. Wie ein brodelnder Dampfkochtopf, in dem der Druck konstant steigt. Das kann gefährlich werden. Der angestaute Druck droht sich irgendwann unkontrolliert zu entladen.


Zerstörung der Bindung

Eine sichere Bindung basiert auf Vertrauen. Hunde, die durch ihre Bezugsperson immer wieder eingeschüchtert werden, fühlen sich bei dieser nicht mehr sicher. Eine Katastrophe bei Tieren, die so stark von uns abhängig sind. Resultat ist oft Rückzug oder ausufernde Verhaltensauffälligkeiten.



Wie hilfst du deinem Hund wirklich?

Leider sind aversive Methoden immer noch weit verbreitet. Obwohl Studien zeigen, dass Training mit positiver Verstärkung zu besseren Erfolgen führt (4). Schau dich nach Hundeschulen um, die nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen arbeiten und auf aversive Methoden verzichten. Training wirkt nur langfristig, wenn wir genau hinschauen und die Ursache suchen. Hinter Verhalten stehen immer Emotionen und Bedürfnisse. Bei positivem Training liegt der Fokus auf erwünschtem Verhalten. Es werden passende Strategien aufgebaut und bedürfnisgerecht belohnt. Das fördert nicht nur das Lernen, sondern auch die Bindung zwischen Mensch und Hund. Miteinander statt gegeneinander.



Quellenangabe Studien





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